Dinge, die sich selbst gehören?

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Ein Versuch über Mobilität und Verantwortung. 

Gemietete Fahrzeuge, allen voran Roller, Scooter und dergleichen mehr holt man heute nicht mehr irgendwo ab und bringt sie wieder zurück. Nein, man schnappt sie sich im Straßenraum und lässt sie dort auch wieder stehen.

Nicht alles, was möglich ist, ist auch sinnvoll. Die Digitalisierung ist sicher im Großen und Ganzen ein Segen und das Smartphone eine der grandiosesten Erfindungen der letzten Jahrzehnte. Beide haben fast alles verändert und vieles erleichtert, auch das Anmieten von Fahrzeugen.

Industrialisierte Prozesse und die Robotik im Speziellen lassen uns komplexe Geräte und Produkte billig und in großen Stückzahlen herstellen und auf den Markt bringen. Auch das ist nicht per se problematisch. Das wird es erst, wenn der zügellose Konsum mit der Spaßgesellschaft vereint ins Spiel kommt.

Testfeld Berlin

In Berlin fing es vielleicht an, wahrscheinlicher aber ist, dass diese Entwicklung in den USA begann und dann in andere Länder und auch nach Deutschland, wie so oft, hinüberschwappte.
Wie auch immer: diese Stadt war seit jeher ein idealer Testmarkt für alles Mögliche. Früher wurden in Kneipen neue Zigarettenmarken getestet, indem man Proben verschenkte und auch mit sogenannten Szenegetränken gab es hier oft die ersten Kontakte. 

Seit ein paar Jahren haben „neue“ Mobilitätskonzepte ihren ersten großen Auftritt im städtischen Raum: elektrische Scooter zum Stehen, die alte Schwalbe als Elektroversion und verschiedenste Hybridvarianten des Vorwärtskommens sind mittlerweile per App und Klick zu  bekommen. 

Sogar ganze Micro-Autos standen im Jahr 2021 plötzlich auf den Bürgersteigen umher und blockierten die Wege von Fußgänger:innen und Radfahrer:innen.

Letzterem Zauber wurde aufgrund massiver Beschwerden gegenüber den Ordnungsbehörden sehr schnell wieder ein Ende bereitet, doch die Kleingeräte treiben noch immer ihr Unwesen im öffentlichen Raum.

Nachhaltigkeit als Buzzword

Soweit so gut oder auch nicht, denn all das bedarf einer genaueren Betrachtung und kritischen Analyse. Die allermeisten Unternehmen führen das Wort „Nachhaltigkeit“ mit der größten Selbstverständlichkeit im Munde.

Als gäbe es nicht den leisesten Zweifel daran, dass diese Produkte, die mit großem logistischem, technischem und materiellem Aufwand her- und bereitgestellt werden, die selbstverständlich beste Lösung für Mobilitätsprobleme seien.

Wir Stadtmenschen haben nur noch nicht gewusst, dass wir ein Problem hatten.

Eine übermäßige Verfügbarkeitsmentalität hat den verantwortungsvollen Umgang mit unseren irdischen Ressourcen in die Ecke gedrängt. 

„Erlaubt ist nicht nur, was geht, sondern wofür es einen Markt gibt!“ scheint die vorherrschende Devise vieler Startups zu sein.

Wir bei Sharepar glauben, dass das nicht der richtige Weg ist. Wir setzen auf den verantwortungsvollen Umgang mit Dingen, den respektvollen Umgang mit dem öffentlichen Raum und das Gebot der Rücksichtnahme gegenüber all den anderen Menschen und Wesen, die ebenfalls ein Recht auf ihre Lebens- und Fortbewegungsweise haben. 

Lifestyle ist nur eine Seite der Medaille

Lifestyle ist nur eine Seite der Medaille schöner neuer Produkte und Erfindungen. Die Folgen der mehr als 100 Jahre währenden Ausbreitung des automobilen Verkehrs haben sich nicht nur im urbanen Raum so sehr zugespitzt, dass es sinnvolle Alternativen noch immer schwer haben, sich durchzusetzen.

Weniger ist mehr

Zu denen gehören sicher auch das altmodische „Zu-Fuß-Gehen“, das Fahrradfahren, ein attraktiver öffentlicher Nahverkehr und das smarte Ineinandergreifen der einzelnen Arten der Fortbewegung.

Lasst uns den Verstand und die Vernunft nutzen und der Verantwortung mehr Raum geben, wenn wir Konzepte für die Zukunft entwickeln und lasst uns vor allem freundlich sein, zur Erde und zueinander. Gerade dann, wenn wir denken, dass wir ein Recht auf etwas zu haben glauben. 
Und nicht zu vergessen:

Weniger ist manchmal mehr! Nimm dein Fahrrad!

Wikipedia

taz

Berliner Zeitung

Tagesspiegel

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